Für die rund 125.000 Beschäftigten der Volkswagen AG und der VW-Tochterunternehmen startet die Tarifrunde 2022. Parallel zu der Metall- und Elektroindustrie diskutiert die Volkswagen-Tarifkommission über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Schon jetzt zeigt sich: Es steht ein »heißer Herbst« bevor.
Die Haustarifrunde, deren spätester Verhandlungsstart im November ist, wird eingerahmt von großen Krisenherden. Durch Corona-Pandemie, Klimawandel und Putins Angriffskrieg ergeben sich nicht nur gesellschaftliche Herausforderungen, sondern auch wirtschaftliche Unwägbarkeiten und Unsicherheitsfaktoren. Der anhaltende Chipmangel, fragile Lieferketten und nicht zuletzt steigende Energie- sowie Rohstoffpreise sind weitere Hürden. All das sind Faktoren, die wir in der Debatte berücksichtigen werden, wenn es darum geht, eine Forderung im Gleichklang mit der Fläche der Metall- und Elektroindustrie zu beschließen. Wegen rasant steigender Verbraucherpreise ist klar, dass es in dieser Tarifrunde vor allem darum gehen wird, die Kaufkraft der Kolleginnen und Kollegen nachhaltig zu sichern. Falsche Zurückhaltung würde notwendige wirtschaftliche Impulse unterdrücken. Stattdessen braucht es eine tabellenwirksame Entgelterhöhung, die den konjunkturellen Motor unserer Wirtschaft wieder ankurbelt. Trotz der Krisenherde legte Volkswagen für das Jahr 2021 eine äußerst gute Bilanz vor: Umsatz und Nettoergebnis sind stark gestiegen. Auch die ersten Quartalsgewinne in diesem Jahr sprechen eine deutlich positive Sprache. Wenn die VW- Aktionäre eine Rekorddividende erhalten, müssen auch die Beschäftigten des Konzerns an den Gewinnen teilhaben, fordert die IG Metall unmissverständlich und laut. Die Tarifkommissionsmitglieder befinden sich derzeit in einer intensiven Forderungsdiskussion. Am 6. Juli wird die Forderung bei VW beschlossen. Etwas zeitversetzt zur Metall- und Elektroindustrie starten die Verhandlungen im Spätherbst.
POLITIK MUSS EBENFALLS FÜR SPÜRBARE ENTLASTUNG DER BESCHÄFTIGTEN SORGEN
Berechtigterweise haben die Beschäftigten – und das nicht nur bei Volkswagen und den VW-Töchtern – ein Interesse daran, dass ihre Kaufkraft durch die Inflation nicht schwindet. Durch Entgeltsteigerungen muss versucht werden, sie aufzufangen. Deswegen wird die IG Metall im Herbst und Winter 2022 intensive und unbequeme Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite führen. Eines ist klar: Nur gemeinsam können wir gute Arbeits- und Lebensbedingungen erkämpfen. »Dafür braucht es vor allem einen breiten Rückhalt für die Forderungen der IG Metall!«, sagt IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. Zugleich ist es so, dass Tarifpolitik allein die galoppierende Inflationsrate nicht stoppen und die entstehende Lücke ausgleichen kann. Deswegen adressiert die IG Metall bereits seit Monaten entsprechende Forderungen auch an die Politik, nicht nur an die Ar- beitgeber: »Keiner der Akteure darf sich einen schlanken Fuß machen«, so Gröger. »Statt aufgeregte Märchen- debatten über eine Lohn-Preis-Spirale zu führen, braucht es spürbare Entlastungen bei den Beschäftigten.« Auch durch den Druck der IG Metall hat die Politik schon einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, um gerade kleine und mittlere Einkommen vor der Inflation in Schutz zu nehmen. Doch das reicht nicht aus! Insbesondere den ausufernden Teuerungen der Energiepreise muss Einhalt geboten werden – beispielsweise durch eine Deckelung des Gaspreises. Dahingehend wird die IG Metall den Druck auf die Politik hochhalten und sich weiter für einen sozialen Ausgleich und eine gerechte Lastenteilung stark machen.
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